Sonntag, 31. März 2013

Die Achse des Absurden: Die fast besten Sprüche von Murat Tebatebai...Teil 11


 „Die Deutschen werden dieses Jahr circa 14 bis 15 Milliarden Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben. Ich will hier nicht mehr lesen, dass es Euch schlecht geht bzw. irgendwelche Krisen Euch den Schlaf rauben. Fett und satt gehen wir gemeinsam unter. Hat doch auch was. Mein Weihnachtsgeschenketip: Euro- oder Elite-Bonds.“


 „Biete FDP-Bonds als Leerverkauf für die nächsten Bundestagswahlen an! Astronomisch hohe Zinssätze inklusive! Wer mit Lebensmitteln spekuliert, kann auch 1,8%-APO-Anleihen in seinem Portfolio halten! Zertifiziert und begutachtet von der Real Hypo Estate. Ein "todsicherer" Tip.“


„Diese Personalentscheidung der SPD führt dazu, dass die Berliner Migrantenverbände verstärkt Finanzierungsanträge schreiben werden, um Ihre Projekte als Integrationsmaßnahmen zu verkaufen, in Wirklichkeit aber die eigenen Jobs im Hinterkopf behalten. Die Ernennung hat durch die familiären Bindungen mehr als ein Geschmäckle. So wie es eine staatlich finanzierte Bildungsindustrie in der Stadt gibt, existiert auch eine Integrationsindustrie. Wozu das geführt hat, kann man in Berlin jeden Tag in den Straßen und Cafes erleben. Eine Vertreterin dieser Industrie ist nun Ministerin geworden. Herr Ackermann, bitte werden Sie Finanzminister.“ Dilek Kolat wird Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen in Berlin


„Mal ja, mal nein, mal jein. Was gilt denn nun? Und wie lange wird es dauern, bis man die Meinung wieder wechselt? Die Kanzlerin bestimmt den FDP-Kurs seit zwei Jahren. Daran ändert sich nichts.“ FDP lehnt Euro-Bonds ab, Nov. 2011


„Ich sehe schon, Barack sitzt im Weißen Haus vor dem Fernseher, lässt sich von seiner Hausangestellten den Rücken massieren und lacht sich dumm und dusselig. Wollt Ihr mir ernsthaft erzählen, dass dieses Volk der Individualisten und besten Eliteunis keinen besseren Kandidaten aufzubieten hat? Entweder versagte die letzten Jahrzehnte das us-amerikanische Bildungssystem oder die USA gleichen sich Deutschland an: Hier bleiben die klugen Leute der Politik fern.“ US-Republikaner: Im Club der Lügner, Demagogen und Ignoranten, Nov. 2011


Finde ich toll! Nur: Wo wart Ihr bei den olympischen Spielen in Peking 2008, als ganze Landstriche dem Erdboden gleichgemacht und die Bevölkerung zwangsumgesiedelt wurden. Viele, die sich wehrten wurden rollstuhlreif geschlagen. Wo wart Ihr bei der WM 2010 in Südafrika als Mikro-Unternehmer ebenfalls unter Gewaltandrohung ihre Standorte aufgeben mussten, damit die feinen ausländischen Fussballfans die Gesichter dieser Verzweifelten nicht sehen sollten. Eine beträchtliche Zahl jener verlor ihre Existenzgrundlage. Weggeschaut habt Ihr. Anscheinend zählt ein Hundeleben in Deutschland mehr als ein Menschenleben.“ Internetnutzer prangern Massentötungen von Hunden in der Ukraine an, Nov. 2011


"Wenn jeder Mensch, der Unterstützung benötigt, sicher sein könnte, sie zu erhalten, und zwar in einem Ausmaß, dass dadurch sein Leben angenehm würde, dann würde die Anstrengung des Arbeiters sich allein darauf konzentrieren, diese Unterstützung zu erlangen." David Ricardo über den Sozialstaat. Und ich frage: Was ist mit dem garantierten Existenzminimum heutzutage?“

 

 „Man wirft mir vor, ich sei ein Neoliberaler! Ich bin lieber ein Neoliberaler als ein Neosozialist wie 95% der Verantwortungsträger der schwarz-gelben Koalition, vom Rest der Opposition ganz zu schweigen.“



„Mein Name ist Bonds, Euro-Bonds! Ich besitze die Lizenz, Geld zu drucken! Gute Nacht, Europa.“


"Übrigens darf man nicht vergessen, dass die Sozialistische Internationale Tunesiens Diktator Ben Ali und Ägyptens Diktator Mubarak als Mitglieder führte."


„Heute das Clubsterben im Prenzlberg, morgen das Kneipensterben und übermorgen sterben die Zugezogenen an Altersschwäche. Ich würde Friedhofsaktien kaufen, wenn ich in diesem Spiesserviertel leben müsste. “


„IM Margarete ist tot!“ Zum Tode Christa Wolfs, Dezember 2011


„The Western world bore individualism and rationalism and today is killing both. Brave new world.“ Zum Islam-Bashing der westlichen Welt.


„New York, Tokyo, Paris, London oder Madrid haben es hinter sich: die Verdrängung aus den Innenbezirken. Warum sollte dann ausgerechnet Berlin sich gegen dieses Naturgesetz erfolgreich wehren können? Geld regiert die Welt! Wer wie SPD, Grüne oder Linkspartei den Menschen das Gegenteil märchenhaft erzählt, handelt grob fahrlässig. Ich finde es sogar gut. Langfristig werden die Randbezirke aufgewertet und die Subkultur zieht um. Übrigens hätte ich überhaupt nichts dagegen, dass im rechten Lichtenberg oder Marzahn Türken und Araber die Kieze aufmischen. “ Wohnen in Berlin: Sozial Benachteiligte werden an den Stadtrand gedrängt, Dezember 2011


„Jubel in Kopenhagen und Lissabon: Dänemark und Portugal so gut wie im Viertelfinale!“ EM-Auslosung: Deutschland, Niederlande, Dänemark und Portugal in einer Gruppe.


„Deutschland als Mittelmacht mischt im internationalen Geschäft munter mit. Von der alten Zurückhaltung bis Mitte der 90er Jahre blieb nichts mehr übrig. Macht und Interesse sind seit Thukydides Zeiten die entscheidenden Konstanten internationaler Politik. Leider scheinen dies nicht alle Menschen registriert zu haben. Scheinempörung und -moralisieren hilft nicht weiter, zumal man das Gutmenschenverhalten sofort fallenlässt, sobald die Opposition sich in die Regierung verwandelt. Unter welcher Regierung stieg Deutschland zur drittgrößten Rüstungsexportnation auf?“ Mehr Waffen als Kontrolle: Deutschland finanziert 134 000 Polizisten in Afghanistan, Dezember 2011


„Ich habe heute meinen ersten Pornofilm gesehen. Mann, sah ich damals jung aus.“


„Einer meiner Lieblingsfussballer - Rebell, Intellektueller, Kettenraucher, Säufer und auch sonst verrückt! Wahrscheinlich gibt es solche Typen nur alle 50 Jahre. “ Brasilien-Legende Socrates ist tot


"Hugh, der Vater der Deutschen hat gesprochen. Fazit: 1. Wir machen weiter mit dem deutschen und europäischen Schuldenstaat! 2. Europa hat sowieso in Zukunft nichts mehr zu melden! 3. Die SPD ist die Hauptkraft, um Punkt 1 und 2 Wirklichkeit werden zu lassen. Danke für diese Erkenntnis." Rede des Altkanzlers Helmut Schmidt auf dem SPD-Bundesparteitag, Dezember 2011




 

Mittwoch, 20. März 2013

Die Achse des Absurden: Die fast besten Sprüche von Murat Tebatebai....Teil 10


Die Steuereinnahmen sprudeln, der Konjunktur geht es blendend und Ihr macht trotzdem mehr Schulden. Allein in diesem Haushaltsjahr sollen 400 neue, hochdotierte Stellen in den Bundesministerien geschaffen werden. Und die FDP läßt ihre Mitarbeiter auf die Schnelle verbeamten, da sie weiß, dass in zwei Jahren der Jordan ruft. Mit dem Finger auf andere zeigen, aber den Staat als Selbstbedienungsladen ausnutzen. Auch wir brauchen ein Griechenland.“ Der Haushaltsentwurf 2011 der Bundesregierung beinhaltet neue Schulden.

Schon merkwürdig, dass sich Deutschland als imperialer Musterknabe aufspielt. Noch vor zwei Jahren schrien Union und FDP „Reformsstau“. Getan wurde selbstverständlich nichts. Schulden werden immer noch gemacht, trotz guter Konjunktur. Kein anderes Land auf der Welt gibt so viel Geld so ineffizient für Soziales aus. Für Bildung dagegen ist kein Geld vorhanden. Und jedem wird Angst und Bange, der an die kommenden Pensionszahlungen in Billionenhöhe für die geburtenstarken, demnächst ausscheidenden Beamtenjahrgänge denkt.“

Zu klein und unbedeutend. Verfassungsschutz zieht V-Leute aus FDP ab.“ FDP bundesweit bei 2%, Nov. 2011

Ein Einwanderer gilt in Deutschland dann als integriert, wenn er beginnt, über andere Einwanderer herzuziehen.“

'Der Hass ist eine Niederlage, die Gleichgültigkeit eine Sackgasse und der Dialog eine Öffnung.' So der selbsternannte Vertreter Christi mit den roten Schuhen in Afrika. Komisch, gilt nur für die anderen. Beim Thema Missbrausfälle (Gleichgültigkeit) oder Gleichberechtigung der Frauen (Dialog) stellt diese ideologische Partei stringent auf Hass um.“

Willkommen bei Freunden. Ein Besuch bei uns kann tödlich sein.“ Bemerkung zum NSU-Skandal

Eine Partei ist dann am Ende, wenn sie nicht mehr von ihren Mitgliedern gewählt wird.“ Zum Zustand der FDP

Klarer Fall: Für mich steht fest, dass die gegenwärtige Krise mehr darstellt als ein Schulden-oder Währungsproblem. Wer jahrzehntelang über seine Verhältnisse lebt und immer noch soziale Wohltaten auf Pump wie das Betreuungsgeld aus dem Hut zaubert, wird auf keinen grünen Zweig kommen. Diese Krise leitet das Ende des europäischen Wohlfahrtsstaates ein. Also stellt Euch auf gigantische Sozialkürzungen ein.“

Diese Bundesregierung ist ein Phänomen. Seit Beginn der Eurokrise meldet sie sich zu verschiedenen Themen mit einem entschiedenen Nein zu Wort, um am Ende kleinlaut ein leises Ja herauszuflüstern. So viele Tiger kann es gar nicht als Bettvorleger auf der Welt geben. Wer so oft so schamlos seine Meinungen auf dem Basar der Verlogenheit anbietet, sollte schnellstens in die Wüste geschickt werden.“

Passdeutscher Türke.“FB-Mitglied Jan Zippel über Murat Tebatebai

Ab fünf Uhr wird zurückgeschossen. So überrascht, dass sich Europa unserem Ökodiktat verweigert? Was der alte Hitler nicht schaffte, werden unsere Ökopaxe auch nicht hinbekommen.“ Grüne wollen gegen Polens Atomprogramm klagen, Nov. 2011

Unfallflucht, Fahrerflucht, Wählerflucht. Gibt es eigentlich Scheiße, die magnetisch ist.“FDP-Generalsekretär Döring droht Verfahren wg. Unfallflucht

Diese Partei steht kurz vor der Hinrichtung und will sich jetzt auch noch selbst die Giftspritze injiziieren.“ Silvana Koch-Mehrin will Doktortitel vor Gericht einklagen

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk erinnert mich an die Wehrmacht der Weimarer Republik. Auch diese Organisation scherte sich einen Dreck um die politischen Vorgaben ihrer Vorgesetzten. Es wird Zeit, den Knüppel rauszuholen. Wir brauchen im Zeitalter der Digitalisierung keine arrogante und psychopathische Geldwegwerfmaschine.“ Rundfunkfinanzierung: ZDF ignorierte Sparvorgaben der Gebührenprüfer

Warum die FDP bei 3% verharrt? Weil sie die soziale Marktwirtschaft mit dem Merkantilismus Colberts verwechselt.“ Daniel Bahr will Internethandel für Medikamente einschränken

Endlich: Rechtsterroristische Massenmörder mit kriminellem Berliner Autoanzünder auf eine Stufe gestellt. Wenn das kein Fortschritt ist.“ Bundestag debattiert über Rechtsextremismus und beschließt „etwas“strengere Gesetze

Was macht Ihr Türkei-Basher eigentlich, wenn er sich noch bei den Armeniern entschuldigt? Wirtschaftlich erfolgreich, immer demokratischer, auf dem Weg, die wichtigste Regionalmacht zu werden und jetzt auch noch diese heissen Eisen anpacken. Der konservative Mob hat es in Deutschland wirklich nicht leicht zur Zeit.“ Türkei: Erdogan entschuldigt sich erstmals für Tötung von Kurden, Nov. 2011

Zivilmacht Deutschland? Wir sollten uns so langsam daran gewöhnen, dass das Land als Mittelmacht eine knallharte Interessenpolitik auf der Welt vertritt. Ob Entwicklungspolitik, die in erster Linie unseren Wirtschaftsinteressen dient, Rüstungsexportpolitik, die Spekulation mit Lebensmitteln bzw. Wasser oder Technologiepolitik. Mit allen inhumanitären Konsequenzen auf der Welt. Der Rest ist nichts anderes als aufgesetzte Empörung, um einige Ahnungslose zu beruhigen. It´s power that matters. Friss oder stirb.“Waffenhandel: Deutschland macht Rekordumsatz mit Rüstungsexport, Nov. 2011

Ist das wirklich so schlimm? Scheint doch eine Art Grundkonsens in Deutschland zu sein: Gebe Dein Gehirn im Chefsekretariat des Staates ab und überlasse es dieser Organisation, Dein Leben zu regeln. Bin einmal gespannt, wann selbstständiges Denken besteuert wird. Wir leben schon längst in einer DDR-Light. “ Der Fiskus verschlingt 43 Prozent des Wachstums

"Ich habe gerade Durchfall! Was passiert also, wenn ich über dem CO2-Limit liege und einen Rückfall bekomme? Subventioniert mir der Staat dann eine am Körper befestigte Furz-Sperre? “ Klimagipfel in Durban: Röttgen fordert CO2-Limit für jeden Menschen

Referendum Stuttgart 21: Wenn sich die Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg genau so verhalten hätten wie die Bahnhofsgegner in Stuttgart, wäre Deutschland heute mit Sicherheit ein Entwicklungsland. Jene krempelten nämlich ohne postmaterialistische Starallüren die Ärmel hoch, damit unsere lieben Demonstranten ein sorgenfreies Leben führen dürfen. Ich beglückwünsche die Bevölkerung des Bundeslandes Baden-Württemberg zu diesem Ergebnis.“ Nov. 2011

Donnerstag, 7. März 2013

Wo es ein Vorteil ist, ein Türke zu sein!

Neulich saß ich in Huamanga in einem der zahlreichen Biergärten und musste an Deutschland denken. In fast 3000 Metern Höhe kam es einfach über mich. Alles Mögliche schoss mir so durch den Kopf: der Streit innerhalb der Koalition, die deutsche Nationalmannschaft mit ihrem Torwartproblem oder die miserable Model-Show der Heidi Klum. Bei einem Gedanken bin ich allerdings länger hängengeblieben:

Welche Vorteile bringt es eigentlich mit sich, ein Türke in Deutschland zu sein?

Na ja, nach fast fünfzigjähriger Einwanderungsgeschichte kann man ja mal so eine Frage stellen. Ehrlich gesagt fand ich zwei Bier später immer noch keine Antwort. Die nackten Tatsachen kamen mir sehr traurig vor.

Eine hohe Arbeitslosigkeit, weniger Schulabschlüsse, höhere Kriminalitätsraten, Ghettobildung, Ehrenmorde, Zwangsheirat, Kopftuch sowie eine zum großen Teil ziemlich beschränkte Beherrschung der deutschen Sprache. Vielleicht sollte man außerdem als Türke nicht gerade in die neuen Bundesländer fahren. Denn so ein Schwarzkopf mit dickem Schnurbart lebt manchmal gefährlich in diesen Gegenden.

Drei Bier später fielen mir dann aber doch zwei Vorteile ein (man muss wissen, dass in den höheren Lagen unseres Planeten der Verträglichkeitsquotient von Alkohol sich nahezu potenziert).

Zum einen kann man sich einen guten Arbeitsplatz schaffen, wenn man das Zeug dazu hat, Landes- oder Bundesfördermittel zu ergattern, die etwas mit dem Thema Integration zu tun haben. Ich kenne viele sogenannte türkische Migranten, die den ganzen Tag nichts anderes tun, als Anträge für neue Projekte zu schreiben. Das kommt im bundesdeutschen Mainstream immer gut an. Noch besser wäre es, Integration mit Gender und Antidiskriminierung in jeglicher Form zu verbinden. Das ist ein totsicherer Tip. Und falls das Projekt ausläuft, wird eben der nächste Antrag geschrieben. Ok, diese Projekte tragen nicht gerade dazu bei, dass es mit der Integration vorangeht, doch dienen sie immerhin dazu, einige türkische Berufsmigranten von den Job-Centern fernzuhalten.

Der zweite Vorteil betrifft die Politik. Es gilt in den meisten Parteien als schick, sich mehrere Politiker in ihren Reihen zu halten, die einen Migrationshintergrund vorweisen können. Da der größte Migrantenanteil von den Türken gestellt wird, sitzen auch meistens Türken in den deutschen Parlamenten. Ob der eine oder andere auch dort sitzen würde, wenn es nur nach Qualitätskriterien ginge, sei mal dahingestellt. Nun, Politiker sind zwar wie Hartz-IV-Empfänger Leistungsempfänger, zumindest quantitativ jedoch auf einer anderen Ebene.

Und in Peru?

In dem schönen Land Peru sieht es ganz anders aus.

Die ersten zwei Monate gab ich mich korrekt als Deutscher aus, in dem naiven Glauben, dass ich im Gegensatz zu einem US-Amerikaner nicht als Hard-Cover-Gringo angesehen werde. Gringos sind nämlich nicht nur US-Amerikaner wie ich vor vielen Jahren dazulernte, sondern auch alle Europäer und anderen Bleichgesichter dieses Globus’.

Man sollte als Gringo immer ein wenig auf der Hut sein. Man zahlt oft einen Gringo-Preis für bestimmte Dienstleistungen oder Waren, der durch die Naivität einiger Touristen das Mehrfache des eigentlichen Preises übersteigen kann (das ist natürlich kein lateinamerikanisches Phänomen). Bei der Suche nach einer Wohnung in Huamanga, waren wir Gott sei Dank so vorausschauend, einen peruanischen Strohmann vorzuschicken. Gringos sind in Lateinamerika auch nicht immer gern gesehen. Es kommt ab und zu vor, dass man unfreundlich behandelt wird. Wer sich mit der Geschichte des Kontinents etwas näher befasst, kann so eine Einstellung sicherlich nachvollziehen.

Außerdem glauben viele Peruaner, dass Gringos eine Menge Geld in der Tasche hätten. Diese könnten es obendrein à la „Bayerischer Landesbank“ unbedarft ausgeben. Versuchen Sie einmal, die Leute von der Tatsache zu überzeugen, ebenfalls nur ein armer Schlucker zu sein. Zum Beispiel durch das Argument, in Peru oder Lateinamerika zu leben, weil man sich im teuren Westen die Miete oder das Essen nicht mehr leisten kann. Heerscharen von US-Amerikanern sichern sich so ihren Lebensabend (Deutsche in der Türkei).

Oft versuchte ich, den Leuten zu erklären, dass es auch Armut in Deutschland gebe. Das Ergebnis war jedes Mal dasselbe: großes Gelächter. Nun gut, ich schien mich also damit abgefunden zu haben, mit virtuellen Goldkettchen und Kreditkarten durch die peruanischen Straßen zu laufen sowie eine Atmosphäre des absoluten materiellen Überflusses zu verbreiten, bis ein Zufall mich aus dieser manchmal unangenehmen Situation befreite.

Eines Tages stand ich auf dem Zentralplatz von Huamanga vor einem Straßenhändler, der Uhren verkaufte. Ich wollte mir eine Billigstopuhr für meine Jogging-Touren kaufen. Der Händler behandelte mich so wie man einen Gringo typischerweise behandelt: lethargisch und Kohle her, ansonsten schleich Dich (natürlich sind nicht alle Peruaner so). Das heisst im Klartext, dass auf meine Frage, wie teuer die Uhren denn seien, kurze und knappe Antworten über den Preis gefallen waren. Selbstverständlich überteuert.

Als mich eines der vielen Kinder in gebrochenem Englisch mit „Hello, where come from“ ansprach, schaute ich zufälligerweise weg und was sah ich dann? An einem Zeitungsstand hing eine Zeitschrift aus, auf deren Titelseite die Blaue Mosche in Istanbul abgedruckt war. Ich entgegnete dem Kind spontan:

„Ben Istanbuldan geliyorum. Istanbul Türkiyede buluniyor. Taniyormusun? (Ich komme aus Istanbul. Istanbul liegt in der Türkei. Kennst du es?)“.

Das Kind hatte die Sprache natürlich nie gehört und war auf einmal ganz still. Der Händler fragte mich darauf interessiert, woher ich komme. Ich antwortete ihm, aus Istanbul.

Sie hätten einmal den Stimmungswandel von ihm erleben müssen. Plötzlich tauchte ein Lächeln auf seinem Gesicht auf. Er erzählte mir begeistert, dass er neulich in der spanischen Ausgabe der National Geographic einen großen Artikel über Istanbul gelesen hätte. Danach fragte er mich tausend Löcher in den Bauch, über die Stadt, aber auch über die Türkei. Er würde sich so sehr wünschen, einmal dorthin zu fahren. Man kann sich sicherlich vorstellen, dass ich nach all meinen Erfahrungen als „Germane“ ein wenig perplex war.

Ich musste ihm Rede und Antwort stehen und nach dieser zwanzigminütigen Quizshow überließ er mir die Stopuhr sogar zu einem fairen Preis. Nach zahlreichen Verabschiedungsfloskeln ging ich ins nächste Café. Am liebsten hätte ich mir einen türkischen Mokka gegönnt, aber es blieb dann doch bei einem „Cafe Americano“.

War das jetzt ein Zufall? Oder hatte ich gerade so eine Art Relativitätstheorie der Gringoabschüttelungstaktik entdeckt, zumal ich ja noch nicht einmal so richtig gelogen hatte? Und mein Wuschelkopf ist auch in Peru fast einzigartig, so dass er meinen Aussagen nochmals Kraft und Ausdruck verlieh (dass es nur selten Wuschelköpfe in der Türkei gibt, spielt mal jetzt keine Rolle).

Die nächste Gelegenheit ergab sich bei einem Taxifahrer, der sich danach erkundigte, woher ich käme. Ich teilte ihm mit, dass ich aus Istanbul stamme. Wow. Genau dasselbe. Gäbe es große Unterschiede zwischen Peru und der Türkei? Wie sei das Leben dort? Wo arbeite ich? Wann fliege ich das nächste Mal zurück? Habe ich Kinder? Wo seien sie? Ihr hättet doch diesen Fleischspieß, wie hieße er, etc. etc.? Äh...das war jetzt das zweite Mal....

Um es kurz zu machen: ähnliche Situationen habe ich mal mehr, mal weniger intensiv im ganzen Land nun erlebt. Die Krämersfrau an der Ecke, der Cocktailmixer hinter der Bar oder die Kids auf der Straße. Ich antworte ihnen einfach nur noch auf türkisch und frage auf spanisch, ob sie wissen, was ich da gerade geredet habe. Und sie sind immer ganz aus dem Häuschen, wenn ich ihnen erzähle, dass die heilige Maria und der Nikolaus aus der Türkei stammen sowie die heilige Stadt Jerusalem sich in der Nähe befindet. Das Ergebnis ist, dass ich in den meisten Fällen für sie kein Gringo mehr bin. Eine Wohltat, kann ich nur sagen. Es macht das Leben in Peru und Lateinamerika einfacher, unkomplizierter und es schont in vielen Fällen den Geldbeutel. Albert Einstein wäre stolz auf mich gewesen.

Die nächste Reise nach Berlin und Istanbul steht im Sommer dieses Jahres an. Auf dem Rückflug nach Lima werde ich eine Staffage an türkischen Utensilien mitnehmen: türkisches Nationaltrikot, Trikot des Istanbuler Fußballvereins Galatasaray, eine Baseballmütze mit dem Halbmond, Gözboncuk (eine Art Talisman) und so weiter und so fort.

Als Türke gelte ich im Andenland als Exot und bin sehr oft in der Wahrnehmung kein Gringo. Meine deutschen Kollegen beneiden mich dafür. Mal sehen wie es in Deutschand dann wieder aussieht!