Mittwoch, 17. März 2010

Kurzer Einwand: Warum müssen deutsche Soldaten in Afghanistan sterben?

Warum schützen deutsche Soldaten ein Regime, das Wahlen fälscht, das Posten innerhalb des Staates nach der Höhe der Bestechungsgelder vergibt, dessen Unterstützer in den Drogenhandel verwickelt sind und die sogar Waffen an die Taliban verkaufen?

Nachdem die Bundesrepublik Deutschland zur drittgrößten Rüstungsexportnation der Welt aufgestiegen ist, verkörpert das Unternehmen Afghanistan einen weiteren Meilenstein der Militarisierung deutscher Außenpolitik.

Man kann es so machen, doch die Verantwortungsträger sollten diese schleichende Kehrtwende deutscher Außenpolitik auch klar benennen:

Heutzutage ist deutsche Außenpolitik in erster Linie interessengeleitet und realpolitisch orientiert. Der Begriff "Zivilmacht Deutschland" (Hanns W. Maul) war und bleibt ein Mythos.

Put it different: in Afghanistan geht es primär um strategische Interessen, währenddessen eine wie auch immer geartete verbal initiierte Demokratisierung des Landes als Beruhigungspille für die deutsche Bevölkerung herhalten muss.

Weder die Engländer im 19. Jahrhundert noch die Sowjetunion im 20. Jahrhundert waren in der Lage, Afghanistan unter Kontrolle zu bringen. Auch den Nato-Truppen wird es nicht gelingen, geschweige denn einen nachhaltigen Demokratisierungsprozess in Gang zu bringen. Afghanistan kann nicht in zehn Jahren etwas lernen, wofür der Westen Jahrhunderte brauchte.

Deutsche Soldaten kamen als Brunnenbauer und werden als Bombenwerfer das Land verlassen.

Es wäre gegenüber der deutschen Bevölkerung redlich, die „neue deutsche Außenpolitik“ zu erklären und zu vermitteln!

3 Kommentare:

  1. Eins vorweg:
    Einer meiner Verwandten dient in der Bundeswehr, auch in Afghanistan.
    Zwei meiner Freunde haben sich erst vor kurzen als SaZ verpflichtet.

    Warum müssen Deutsche Soldaten in Afghanistan sterben?Damit keine Indischen oder Pakistanischen Soldaten (oder anderer Nationen) dort sterben müssen.
    Die offizielle Bundesrepublik spielt sich zwar gerne als Champion des Multilateralismus auf welche die UNO und die internationale Zusammenarbeit in höchsten Tönen lobt - aber sobald es darum geht den Worten Taten folgen zu lassen reagiert man wie jeder Heuchler der beim Wort genommen wird. Man zieht sich feige zurück und überlässt die dreckige und gefährliche Arbeit anderen.
    Im Bereich internationaler Militärmissionen sind das meist die Pakistaner und Inder. Während der UN-Mission in Somalia hat es sich die Bundeswehr im ruhigen Hinterland gemütlich gemacht, den gefährlichen Part in Mogadishu hat man den Pakistanern und Amis überlassen.

    Selbstverständlich gibt es Gründe dafür warum Deutschland in Afghanistan die Drecksarbeit nicht den Pakistanern und Indern überlassen kann.
    Pakistan hat die Gründung der Taliban gefördert, und Indien als direkter Nachbar / Konkurrent Pakistans hat auch eigene Interessen in Afghanistan.

    Natürlich könnte man auch die Drecksarbeit auch den Amis und den anderen NATO-Verbündeten überlassen. Das hätte den Vorteil dass die eigene Weste sauber bleibt, und man die Amis für ihre militärische Intervention mit Dreck bewerfen kann.
    Nur hat Deutschland 2001 mal wieder moralische Weltmacht spielen müssen und Gastgeber für die Afghanistankonferenz auf dem Petersberg gegeben.
    Mal ehrlich, war auch schwer zu wiederstehen...
    ...internationale Zusammenarbeit statt Unilaterales Vorgehen...
    ...Segen der UNO...
    ...Frieden statt Krieg...
    Nur zu dumm das damals auch eine internationale Schutztruppe vereinbart wurde und Deutschland als Gastgeber der Konferenz sich wohl kaum davor Drücken konnte selber Truppen zu entsenden.
    Aber was soll‘s, was geht uns unser dummes Geschwätz von 2001 an?

    AntwortenLöschen
  2. Und ja, warum sollen wir das jetzige Regime in Afghanistan schützen?
    Hey, wir haben den Afghanen erzählt das Demokratie und Rechtsstaat etwas Tolles sind. Auf dem Petersberg. Und den ganzen Afghanen die seit mehr als 30 Jahren als Flüchtlinge in Deutschland leben, oder hier studiert haben oder die deutsche Medien konsumieren.
    Warum nicht ehrlich sein und diesen Afghanen klar machen das und sowas nicht die Knochen eines einzigen pommerschen Grenadiers wert sind? Das machen Völker dafür einfach noch nicht reif sind und deswegen zu Recht darauf verzichten müssen?
    Davon lassen die sich bestimmt motivieren selber mehr dafür zu tun, statt z.B. in Deutschland um Asyl zu bitten.
    Und warum das Ganze nicht auch auf Deutschland anwenden ? Mal ehrlich, hat man uns Deutschen Demokratie und Rechtsstaat nicht auf von außen aufgezwängt? Es war ja nicht alles schlecht in den beiden Deutschen Diktaturen des 20 Jhds…
    Und was ist mit den Afghanen (und anderen Angehörigen unreifer Völker) die in Deutschland leben?
    Die können sich doch wohl kaum beschweren, wenn der deutsche Staat im Umgang mit ihnen nicht ganz die rechtsstaatlichen Standards einhält die er bei seinen Bürgern vorsieht…

    Wo genau ist übrigens bitte der Zusammenhang zwischen den deutschen Rüstungsexporten und Afghanistan?
    Selbst bei einer Ausweitung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan ist es sehr unwahrscheinlich das die Afghanen die Exportschlager der deutschen Wehrtechnik einkaufen.
    Für U-Boote und Panzer gibt es im Gebirge wenig Verwendung, so korrupt diese trotzdem zu beschaffen sind vermutlich nicht mal Afghanische Militärs. Heckler und Koch wird als Lieferant für Kleinwaffen auch nicht zum Zug kommen, russische Qualitätsware ist in dieser Region günstig auf dem Gebrauchtmarkt zu erwerben.

    Und wann bitteschön ist die deutsche Außenpolitik nicht interessengeleitet und realpolitisch orientiert gewesen ?
    Ehrlich gesagt graut es mir vor der Zeit in der die Deutsche Außenpolitik nicht mehr interessengeleitet und realpolitisch orientiert sein wird.
    Diese Außenpolitik währe visionär geprägt von deutsche Chauvinismus, Arroganz und Großmachtstreben, verbrämt als "Alternative zu der"unmoralischen interessengeleiten und Realpolitik der USA und ihrer englischen und osteuropäischen Schoßhunde".
    Peter Scholl Latour hat so eine Außenpolitik ja schon mal angedacht.
    Raus aus der NATO, Bündnis mit Frankreich, eigene Atomwaffen.
    Hätte auch den Vorteil das man den Polen, Tschechen, Ungarn und Balten mal zeigen könnte wer der Herr im gemeinsamen Europäischen Haus ist.
    Sind die nicht 2003 frech geworden, als sie zusammen mit Italien, England, Portugal, den Niederlanden, Dänemark, Spanien und 24 weiteren Ländern sich am unilateralen Krieg der USA gegen den Irak beteiligt haben, obwohl Frankreich und Deutschland multilateral gegen den Krieg gewesen sind ?
    Schon damals hat man den Osteuropäern damit gedroht ihre Anträge auf EU-Mitgliedschaft blockieren zu wollen weil sie sich der Achse Paris-Berlin widersetze haben, musste dann aber mit Rücksicht auf kleine, unwichtige Länder die zufällig auch EU und NATO Mitglied sind zurückrudern...

    In dem Sinn möchte ich auch deinen abschließenden Satz angepast zitieren:
    Es wäre gegenüber der deutschen Bevölkerung redlich, die „alte deutsche Außenpolitik“ zu erklären und zu vermitteln!

    AntwortenLöschen
  3. Vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich wollte eigentlich gar nicht so sehr eine Wertung einnehmen, sondern kurz und bündig erklären wie es einfach ist. Und welche Veränderungen vielleicht noch auf uns zukommen. Das Bedarf eines offensiven Umgangs mit außenpolitischen Themen. Ich glaube aber, dass dies von Politikern in Deutschland verschwiegen wird.
    Auch die Frage, ob der westliche Universalismus das gelbe vom Ei darstellt, bleibt fraglich. Er hört spätestens dann auf, wenn sich die Machtverhältnisse auf der Welt ändern. Wir stecken da mitten in einem Prozess. Nach Abschluss dieses Prozesses glaube ich kaum, dass Nato ohne die Zustimmung der neuen Großmächte irgendwo einmarschieren können.
    Zu Afghanistan ganz kurz: Die Truppen werden wie ihre Vorgänger scheitern. Wir im Westen verstehen manchmal einfach nicht, wenn es Menschen gibt, die nicht nach unserem Wertesystem leben möchten.

    AntwortenLöschen